Laut einer Studie der Maklergruppe Gossler, Gobert & Wolters bestehen bei deutschen Mittelständlern immer noch erhebliche Defizite beim Risikomanagement, wobei insbesondere die Umsetzung viele Wünsche offen lasse. Zumindest gaben rund 25 Prozent der Befragten, nach der Wirtschaftskrise in den Jahren 2008 und 2009 dem Thema mehr Bedeutung beigemessen zu haben und richteten als Konsequenz ihr Risikomanagement-System neu aus oder erhöhten dessen Intensität und Umfang deutlich.
Dass dennoch dringend en Handlungsbedarf besteht zeigt der geringe Nutzen, den das Management im Rahmen der Wirtschaftskrise bei den bestehenden Systemen erzielte: Nur knapp einem Drittel der Unternehmen diente ihr Risikomanagement eindeutig. Nach Einschätzung der Studienautoren verdeutliche dies, dass es nicht an der richtigen Einstellung zum Thema Risikomanagement mangelt, sondern häufig an der richtigen Umsetzung. Dies schwäche allerdings den Nutzen und die Wirksamkeit der Systeme.
So bindet ein Drittel der Befragten nicht alle Unternehmensbereiche in ihr System ein und eine unterjährige Aktualisierung erfolgt bei gut der Hälfte aller Befragten nur teilweise oder gar nicht.
Auch die professionelle Unterstützung durch eine Software nutzt nur gut ein Drittel der Befragten, ein weiteres Drittel verwendet IT-Lösungen zumindest teilweise. Laut der Studie setzen Unternehmen noch sehr häufig Excel-basierte Lösungen ein, die jedoch für eine professionelle Steuerung von Risiken nicht ausreichen würden. Vielmehr könnten dadurch wichtige Informationen verloren gehen, die für ein vorausschauendes Handeln notwendig sind und die Störanfälligkeit eines Unternehmens reduzieren. Auch eine Unterstützung durch externe Experten wird von der Hälfte aller teilnehmenden Unternehmen nicht in Anspruch genommen.
Wettbewerb & Strategie bergen größte Risiken
Die Auswirkungen der vergangenen Wirtschaftskrise und die verschärften gesetzlichen Anforderungen auf die Risikoportfolio der Unternehmen spiegeln die Top-Ten-Risiken wider, die im Rahmen der Studie ermittelt wurden. Als bedeutendstes Risiko stufte die große Mehrheit der Befragten die richtige Einschätzung des Wettbewerbs, der Marktsituation sowie die eigene Unternehmensstrategie ein. Auch die Faktoren "Produktqualität" beziehungsweise "Qualitätsmanagement und -haftung" wurden als ein großes Risiko benannt. Qualitative Mängel können von Imageschäden über die Schwächung der Wettbewerbsposition bis hin zu Haftungsstrafen reichen. Darüber hinaus wurde auch fehlendes Know-how, sowohl technisch als auch personell, als gefährlich eingestuft.
Danach folgt der Zugang zu Fremdkapital bzw. die Abhängigkeit von Banken. Als größtes internes Gefahrenpotenzial nannten über die Hälfte aller Befragten ungeklärte Nachfolgeregelungen, Geschäftsführungskompetenz und -ausfall.
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