Laut einer Klimastudie, die der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) zusammen mit führenden Klimaforschern des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, der Freien Universität Berlin und der Universität Köln präsentierte, müssen sich die Deutschen sich in den kommenden Jahrzehnten auf immer häufiger und heftiger auftretende Wetterextreme einstellen. So dürften Hochwasser, wie sie Deutschland heute im Durchschnitt alle 50 Jahre erlebt, künftig alle 25 Jahre eintreten. Die Sturmschäden nehmen der Prognose zufolge bis zum Jahr 2100 um mehr als 50 Prozent zu.
Schäden werden häufiger und heftiger
Einzelne, extreme Unwetter werden der Studie zufolge künftig öfter auftreten und deutlich größere Schäden an Gebäuden verursachen als heute. Ein besonders schadenträchtiges Sturmereignis von einer Intensität, wie wir es heute alle 50 Jahre erleben, kann zukünftig alle zehn Jahre eintreten. Für die Versicherer bedeutet dies, dass sie bis zum Ende des 21. Jahrhunderts allein für Extremstürme alle zehn Jahre sieben bis acht Milliarden Euro zahlen müssen. Dies würde eine Verdreifachung der Schadensumme gegenüber heutigen, extremen Sturmereignissen bedeuten.
Die größten Risiken liegen auch in Zukunft an den Ufern der großen Flüsse Deutschlands und in den Folgen von Starkregen. Obwohl die Ergebnisse mit großen Unsicherheiten behaftet sind, lassen sich der Studie zufolge klare Tendenzen ablesen. Im Durchschnitt aller Berechnungen steigt die Zahl der Schäden durch Flussüberschwemmungen und Sturzfluten bis Ende des Jahrhunderts auf mehr als das Doppelte der heutigen Schäden, auch eine Verdreifachung ist möglich. Das gilt im Fall der Flussüberschwemmungen für alle untersuchten Flussläufe an Rhein, Elbe, Weser, Ems und Donau.
In Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Teilen von Niedersachsen werden die Sturmschäden am stärksten zunehmen. Besonders die Winterstürme werden hier doppelt so viel Schaden anrichten wie bisher. Großflächige Sturmereignisse, wie sie der Westen Deutschlands in den letzten Jahren durch Stürme wie "Jeanette", "Lothar" und "Kyrill" erlebte, werden bis zum Jahr 2100 deutlich häufiger wüten. Infolge des Klimawandels werden die Schäden durch sommerliche Unwetter besonders in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts steigen. Der Osten werde das in Form von Sommergewittern mit Starkniederschlägen und Hagelschlag zu spüren bekommen. Von 2011 bis 2040 dürften in den Sommermonaten die Schäden um mehr als 25 Prozent, zwischen 2041 und 2070 sogar um 60 Prozent steigen.
Klimawandel bleibt versicherbar
"Die Folgen des weltweiten Klimawandels hinterlassen auch in Deutschland ihre Spuren", fasst GDV-Präsident Rolf-Peter Hoenen die Forschungsergebnisse zusammen. "Die gute Nachricht ist, dass der Klimawandel in Deutschland versicherbar bleibt." In anderen Regionen der Erde sieht das laut der Studie anders aus. Auch wenn die Forschungsergebnisse mit Schwankungsbreiten behaftet sind, alarmieren die Zahlen. Je größer der CO2-Ausstoß sei, desto schneller werde der Klimawandel in Zukunft voranschreiten und umso extremer würden die Unwetter in Deutschland. Alle gesellschaftlichen Gruppen seien daher verstärkt gefordert, aktiv die Folgen des Klimawandels abzumildern und die Treibhausgas-Emissionen nachhaltig zu senken. Daneben müsste sich die Bevölkerung an die bereits unvermeidbaren Veränderungen anpassen.
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