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Wirtschaftsklima in der Eurozone verdunkelt sich


Wirtschaftsklima in der Eurozone verdunkelt sich News

Das Wirtschaftsklima in der Eurozone hat sich laut einer ifo-Umfrage deutlich eingetrübt, ausgelöst durch die Sorge um steigende Energiepreise und Einschränkungen beim Export durch den Ukraine-Konflikt. Damit hat sich die optimistische Einschätzung aus dem zweiten Quartal verflüchtigt und die damals geäußerte Erwartung zerschlagen, dass die konjunkturelle Erholung weiter Fahrt aufnehmen wird.

Der ifo-Index für die Wirtschaft im Euroraum sank im dritten Quartal um 4,1 Punkte auf 118,9, nachdem er zuvor mit 123,0 Zählern den höchsten Stand seit Ende 2007 erreicht hatte. Er sank damit auch unter den Stand im Auftaktquartal 2014 von 119,9.

Die Erwartungen für die nächsten sechs Monate haben deutlich nachgegeben, wenn auch von einem hohen Ausgangswert. Die Beurteilung der aktuellen Lage verharrte nach ifo-Angaben dagegen auf niedrigem Niveau.

Besonders belastet durch die absehbaren Folgen der Russland-Sanktionen sei die Stimmungslage in Estland und Finnland, zwei Länder mit ausgeprägtem Russland-Geschäft. Nur in Irland, den Niederlanden und Österreich zeichne sich eine leichte Verbesserung auf gedämpftem Niveau ab. Deutschland sticht laut der ifo-Umfrage weiter durch seine sehr gute wirtschaftliche Verfassung heraus.

Die erwartete Inflationsrate ist seit Ende 2012 kontinuierlich gesunken. Sie liegt nun für 2014 bei 1,1 nach 1,2 Prozent bei der vorherigen Befragung und damit noch weiter unter der Zielmarke der Europäischen Zentralbank.

In diesem Umfeld werden die Kurzfristzinsen im nächsten halben Jahr nach Meinung der Befragten auf dem derzeit niedrigen Niveau verharren. Weiter sehr wenige Teilnehmer erwarten auf Sicht von sechs Monaten einen Anstieg der langfristigen Zinsen. An der Umfrage des Instituts zur Wirtschaft im Euroraum beteiligten sich im Juli 302 Wirtschaftsexperten.

Nach der zaghaften Erholung geraten Europas Börsen am Mittwoch erneut unter Druck. Die Verdopplung russischer Truppen an der Westgrenze zur Ukraine sorgt für Verunsicherung. Ebenso, dass Präsident Putin die Regierung angewiesen hat, Gegenmaßnahmen gegen die zuletzt beschlossenen Sanktionen gegen sein Land vorzubereiten. Die Zeitung "Wedomosti" berichtete zuletzt über eine mögliche Einschränkung der Überfluggenehmigungen für internationale Fluglinien wie Lufthansa, British Airways oder Air France sein.

Eine Mischung geopolitischer und konjunktureller Nachrichten sorgt für eine Fortsetzung der Ausverkäufe der vergangenen Tage. "Die jüngsten Konjunkturprognosen haben mehrheitlich negativ überrascht", ordnet Christian Jasperneite, Volkswirt bei M.M.Warburg, die aktuelle Entwicklung in Europa ein.

ifo-Wirtschaftsklima in Europa [Quelle: ifo]

Euroraum: Wirtschaftliche Lage [Quelle: ifo]

Zudem haben sich die Einkaufsmanager-Indizes für einige Länder der Eurozone deutlich eingetrübt und in Italien ist das BIP im zweiten Quartal wider Erwarten nicht gestiegen, sondern gesunken. "Die Konjunkturschere zwischen dem Wirtschaftswachstum in den USA und der Eurozone geht auffallend auseinander", ergänzt Jasperneite. Dies ist auch an der Kursentwicklung an den Börsen zu erkennen.

Geopolitisch treibt die Entwicklung an der Grenze zwischen der Ukraine und Russland den Börsianern die Sorgenfalten auf die Stirn. "Sollte Polen mit der Behauptung, Russland werde seine Präsenz in der Ostukraine ausbauen, recht behalten, dürften Anleger ihre Risiken konsequent zurückfahren", warnt Evan Lucas von IG.

[ Bildquelle Titelbild: © fotokalle - Fotolia.com ]

Kommentare zu diesem Beitrag

RiskNET Redaktion /07.08.2014 09:09
+++ Deutsche Industrieproduktion im Juni schwächer als erwartet +++

Die deutsche Wirtschaft hat im Juni trotz der weltpolitischen Unsicherheiten etwas mehr produziert. Der Anstieg fiel allerdings deutlich geringer aus als erwartet. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts stieg die Produktion im Produzierenden Gewerbe im Juni gegenüber dem Vormonat preis-, arbeitstäglich und saisonbereinigt um 0,3 Prozent. Von Dow Jones befragte Volkswirte hatten hingegen mit einem Plus von 1,4 Prozent gerechnet.

In den Vormonaten war die Produktion hingegen zurückgegangen. Im Mai sank sie nach revidierten Angaben um 1,7 Prozent. Zunächst hatte Destatis ein Minus von 1,8 Prozent vermeldet. Eine Korrekturbewegung war für die Produktion im zweiten Quartal erwartet worden, nachdem die deutsche Industrie im Winter einen witterungsbedingten Höhenflug hingelegt hatte. Die Rückgänge im April und Mai waren jedoch kräftiger ausgefallen als erwartet.

Im zweiten Quartal unterschritt die Erzeugung im Produzierenden Gewerbe insgesamt das Ergebnis des starken ersten Quartals um 1,5 Prozent. Die Industrieproduktion sank um 1,0 Prozent und die Bauleistung sogar um 5,8 Prozent.

Das Bundeswirtschaftsministerium erwartet nun eine moderate Produktionsentwicklung, spricht aber von einer weiter positiven Grundtendenz. "Im zweiten Quartal kam es zu der erwarteten schwächeren Entwicklung, nachdem die wirtschaftliche Aktivität im Produzierenden Gewerbe im ersten Quartal begünstigt durch den milden Winter außergewöhnlich kräftig ausgefallen war", konstatierte das Ministerium.

Besonders ausgeprägt habe sich dies im Baugewerbe bemerkbar gemacht. Dämpfend dürften sich darüber hinaus die geopolitischen Ereignisse ausgewirkt haben. "Die Bestelltätigkeit und der Stimmungsindikatoren sprechen für eine vorerst moderate Entwicklung der Produktion", resümierte das Ministerium. "Die positive Grundtendenz des Produzierenden Gewerbes dürfte sich aber fortsetzen."

Am Vortag hatte der Rückgang der Auftragseingänge deutlich gemacht, dass die weltweiten Krisenherde der deutschen Industrie schwer zu schaffen machen. Die Auftragseingänge gingen vor allem wegen eines Einbruchs bei den Großaufträgen im Juni gegenüber dem Vormonat um 3,2 Prozent zurück. Das Bundeswirtschaftsministerium machte für die Entwicklung hauptsächlich "geopolitische Entwicklungen und Risiken" und eine daraus resultierende Zurückhaltung verantwortlich. Ein Alarmsignal war auch das schwächere ifo-Klima für die Eurozone.
RiskNET Readaktion /11.08.2014 17:06
+++ OECD-Frühindikator signalisiert Konjunktur-Schwäche in Deutschland +++

In Deutschland deutet sich eine Abschwächung der wirtschaftlichen Aufwärtsbewegung an, während laut dem OECD-Frühindikator für die USA und Großbritannien sowie die Eurozone insgesamt die Signale für ein relativ stabiles Wachstumsmomentum bestehen bleiben.

Damit liege Deutschland mit einem Indexstand von 100,2 nur noch leicht über dem Langfristwert für das Trendwachstum von 100, geht aus den Untersuchungen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hervor. Der Umschwung von Wachstum in Richtung Stagnation hat sich zuletzt sukzessive verschärft. Seit Februar mit einem Stand 100,9 ist der Indikator in jedem Monat gesunken. Er liegt im aktuellen Berichtsmonat Juni aber immer noch um 0,28 Punkt über dem Stand vor einem Jahr.

Innerhalb der Eurozone fällt nach den OECD-Daten Italien heraus, wo die Wachstumssignale besonders deutlich sind. Auch für Frankreich sei die Konjunkturtendenz weiter nach oben gerichtet. In Großbritannien liegen die Wachstumsaussichten wie in den Vormonaten weiter oberhalb der Trendrate. Eine stabile Expansion sei auch in den USA und Kanada zu erwarten, so die in Paris ansässige Organisation, in der 34 Industriestaaten zusammengeschlossen sind.

Trotz der zuletzt aufgetretenen geopolitischen Spannungen deutet der Frühindikator für den gesamten OECD-Raum auf stabiles Wachstum hin. Der entsprechende Index liegt seit Februar unverändert bei 100,5, wenngleich im Juni ein minimaler Rückgang von 0,01 Punkt verzeichnet wurde. Im Vergleich zu Vorjahresmonat notiert er indes um 0,42 Punkt höher.

Für die Eurozone wurde ein Rückgang um 0,05 Punkt ermittelt, womit der Index aber auf dem seit Februar unveränderten Niveau von 101,0 bleibt. Für die USA meldet die OECD einen Anstieg von 0,01 Punkt auf unverändert 100,5 Zähler. Für Japan spricht sie von einer Unterbrechung des positiven Wachstumsmomentums. Der Index sank auf 100,1 von 100,4 im Vormonat, er liegt damit 0,45 Punkt niedriger als vor einem Jahr.

In China zeichnet sich nach dem minimalen Anstieg im Vormonat und Rückgängen in den drei Monaten davor eine Trendwende ab. Der Indikator hat sich leicht um 0,05 Punkt verbessert. Das macht sich aber noch nicht in dem mit 99,0 unveränderten Indexstand bemerkbar.
RiskNET Redaktion /12.08.2014 15:51
+++ Ukraine verabschiedet Gesetz für die Verhängung von Sanktionen +++

Auch die Ukraine kann nun Sanktionen gegen ausländische Einzelpersonen und Unternehmen verhängen. Das Parlament hat ein entsprechendes Gesetz am Dienstag einstimmig verabschiedet. Zwar wurde Russland nicht explizit als Ziel des Gesetzes genannt. Doch deutete der Regierungschef an, das Gesetz ebne den Weg für Sanktionen gegen Dutzende von russischen Unternehmen und Bürgern.

Eine Reihe von russischen Politikern und Firmen, darunter großen Banken und Energieunternehmen wurden wegen der Rolle Russlands im Ukraine-Konflikt bereits von westlichen Ländern mit Sanktionen belegt.

Russische Unternehmen sind in vielen Sektoren der Ukraine stark vertreten, unter anderem im Einzelhandel, im Metallbereich, dem Bankwesen und der Telekommunikation. Beide Länder sind trotz der schwierigen politischen Situation weiter wichtige Handelspartner. Durch die Ukraine fließt vor allem für Europa bestimmtes Erdgas aus Russland. Russland wiederum ist einer der größten Besitzer von ukrainischen Staatsanleihen.

Das nun verabschiedete Gesetz ermöglicht unter anderem das Einfrieren von Vermögenswerten, ein Transitverbot für Waren, ein Verbot zum Überfliegen des Landes, ein Verbot des Kapitalabzugs sowie der Bedienung von Verbindlichkeiten. Verboten werden können auch Übertragungen im Fernsehen, Radio und Internet. Zudem können Banklizenzen eingezogen werden.

Zum Mittel der Sanktion will die Ukraine greifen, wenn die nationale Sicherheit bedroht ist, die Resolutionen des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen oder Entscheidungen des Europäischen Rats verletzt werden. Verhängt werden können die Sanktionen vom Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrat des Landes.

Regierungschef Arseni Jazenju hatte bereits in der vergangenen Woche gesagt, dass er dem Rat vorgeschlagen habe, Sanktionen gegen 172 Personen sowie 65 Unternehmen zu verhängen, die die Einverleibung der Halbinsel Krim durch Russland unterstützt hätten und direkt verantwortlich seien für die Verbrechen in der Ostukraine.
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