Die RiskNET-Redaktion gratuliert

Wolfgang Hartmann: Unermüdliches Engagement für Risikomanagement


Wolfgang Hartmann: Unermüdliches Engagement für Risikomanagement Köpfe

Am 16. August 2024 feiert Wolfgang Hartmann seinen 75 Geburtstag. Die RiskNET-Redaktion und das gesamte Team gratulieren ihm zu seinem Ehrentag und wünschen ihm und seiner Familie alles Gute für die Zukunft. Wolfgang Hartmann hat in den vergangenen Jahrzehnten unermüdlich und engagiert für wirksame Risikomanagement-Systeme in Banken und anderen Branchen gekämpft. 

Sein beruflicher Werdegang hat ihm hierbei geholfen. Denn er hat Risikomanagement von der Pike auf gelernt. Neben wirtschaftlichen und rechtlichen Grundkenntnissen und einer gewissen Erfahrung mit dem Insolvenzrecht gehören – seiner Meinung nach – vor allem auch ein angemessenes Risiko-Bewusstsein sowie die Fähigkeit zu analytisch-strategischem Denken zu den Eigenschaften, die ein Risikomanager mitbringen sollte. Für ihn ist sind Risikomanager immer auch Krisenmanager und umgekehrt. Konfliktfähigkeit, Koordinations- und Kooperationsbereitschaft, Stressresistenz, aber auch das Erkennen von Chancen spielen hier eine wichtige Rolle. 

Nach dem Studium der Volkswirtschaftslehre startete er im Jahre 1976 bei der Commerzbank. Ab Juli 2000 war er als "Chief Risk Officer" Mitglied des Vorstands. Bevor Wolfgang Hartmann in den Vorstand der Commerzbank wechselte, verantwortete er als Generalbevollmächtigter u.a. den Zentralen Stab Kredit.

Awareness fördern

Sein Ziel war es, das Risikomanagement in Banken stärker ins Bewusstsein zu rücken und den Austausch zwischen Wirtschaft und Wissenschaft zu fördern. Hartmann hat 2008/2009 – im Zuge der Finanzkrise – den Grundstein für das Frankfurter Institut für Risikomanagement und Regulierung (FIRM) gelegt. Für sein Vorhaben konnte er viele engagierte Mitstreiter aus der Finanzindustrie gewinnen. So zählten Deutsche Bank, Helaba und DZ-Bank zu den stiftenden Gründungsmitgliedern. Ebenso hat der die Frankfurter Hochschulen, Goethe Universität und Frankfurt School, als Partner an Bord geholt. Und auch RiskNET zählte zu den Fördermitgliedern und war mit Frank Romeike im FIRM-Vorstand vertreten. Wolfgang Hartmann war bis zum Jahr 2017 der Vorstandsvorsitzende von FIRM. Noch heute ist er als Ehrenmitglied und Ehrenvorsitzender des Vorstands ein engagierter Unterstützer des Vereins. Unter anderem spendet er in jedem Jahr den mit 1000 Euro dotierten FIRM-Jahrbuchpreis. 

Hohe Qualität der Finanzaufsicht gefordert

Für Hartmann ist auch eine hohe Qualität der Finanzaufsicht von essenzieller Bedeutung für die erfolgreiche Entwicklung der internationalen Finanzindustrie. "Man muss den Regulatoren zugutehalten, dass sie nicht zuletzt durch Basel II die fragmentierte deutsche Bankenlandschaft wachgerüttelt und vor allem im Hinblick auf das bankinterne Risiko-Management an internationale Standards herangeführt haben.", so Hartmann in einem Gespräch mit der Redaktion der Zeitschrift RISIKO MANAGER vor einigen Jahren. 

Auf die Frage, ob die Methoden des Risikomanagement im Vorlauf der letzten Banken- und Finanzkrise versagt hätten, hat Wolfgang Hartmann eine klare Antwort: "Die Toolbox der Risikomanagement-Methoden ist nicht verantwortlich. Das Problem liegt vielmehr in der blinden Anwendung, beispielsweise in der wirklichkeitsfremden Extrapolation vergangenheitsbezogener Daten und Zeitreihen in die Zukunft. Strukturelle Veränderungen und Wirkungszusammenhänge werden da schlichtweg ausgeblendet. So lag beispielsweise vor dem Jahr 2007 die maximale Ausfallrate für Subprime-Baufinanzierungen in den USA bei 5,5 Prozent pro Jahr, so dass die Ratingagenturen mit kalkulierten acht Prozent einen guten Risikopuffer sahen. Tatsächlich ist die Ausfallrate im Jahr 2008 aber auf über 20 Prozent angestiegen. […] Gleiches gilt beispielsweise für die wirklichkeitsfremde Annahme totaler Liquidität bei der Value-at-Risk-overnight-Berechnung von Handelspositionen. Viele strukturierte Produkte haben sich in der Finanzkrise als völlig illiquide erwiesen, wie beispielsweise ABS oder LBO-Finanzierungen. Entsprechend war auch eine Glattstellung zu den VaR-Annahmen gar nicht möglich." 

Qualifiziertes Risikomanagement kann nicht durch eine überbordende Regulierung ersetzt werden

Für Wolfgang Hartmann spielt vor allem auch das Thema Ausbildung eine wesentliche Rolle, denn ein qualifiziertes Risikomanagement kann nicht durch eine überbordende Regulierung ersetzt werden. "Banken werden sich wahrscheinlich in der Zukunft stärker dadurch unterscheiden, dass sie gute Risikomanager haben und weniger durch gute Marketingleute. Insofern tun Banken gut daran, frühzeitig in die Qualifizierung von Risikomanagern zu investieren." Dies war für ihn auch ein wesentlicher Treiber für die Gründung des Frankfurter Instituts für Risikomanagement und Regulierung.
 

[ Bildquelle Titelbild: Wolfgang Hartmann (privat) ]
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