Der vorliegende Beitrag beleuchtet die Entstehung der heutigen Compliance-Kultur anhand der Entwicklungen in Wissenschaft und Corporate Governance, insbesondere bei Aufsichtsräten. Neben einem anekdotisch gefassten historischen Aufriss, werden dabei auch eine Liste mit wesentlichen Determinanten dieser durch die Externalisierung von Normen geprägten Entwicklung sowie eine Abschätzung der für die Zukunft zu erwartenden Verhältnisse präsentiert.
Ein anglofoner Begriff hat sich heute bei vielen ebenso tief wie negativ ins Bewusstsein eingegraben: Wenn in halbprivater Runde das Thema Compliance aufkommt, sinkt die Stimmung schnell im Modus der Fallbeschleunigung. Klagen, abschätzige Kommentare und eine wehmütige Reminiszenz an die gute alte Zeit, in der man die Dinge noch "unter Männern", jedenfalls aber "unter sich" geregelt hat, sind beinahe stete Begleiter dieses emotionalen Sinkflugs - es sei denn, die Corona besteht hauptsächlich aus Rechtsanwälten, denen aus den neuen Spielregeln eine bislang ungeahnte Bonanza von Betreuungs- und teilweise auch Prozesshonoraren erwachsen ist.
Prof. Dr. Leonhard Knoll lehrt am Betriebswirtschaftlichen Institut der Universität Würzburg und ist freier Consultant.
[Der Beitrag wurde in der Fachzeitschrift ZRFC veröffentlicht | Quelle: Knoll, Leonhard (2015): Zum Hintergrund der Compliance-Welle, in: ZRGC 4/15, S. 150-155 | Die RiskNET Redaktion dankt dem Erich Schmidt Verlag für die freundliche Genehmigung einer exklusiven Veröffentlichung auf RiskNET]