Weltkarte für politische Risiken

Zunahme politischer Risiken durch Nahrungsmittel- und Wasserunsicherheit


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Die Welt wird in diesem Jahr durch politische und finanzielle Instabilität geprägt bleiben. Ursachen hierfür sind die anhaltende Rezession sowie Nahrungsmittel- und Wasserrisiken. Dies sind die Ergebnisse, die der Versicherungsmakler Aon im Rahmen der Präsentation seiner jährlichen Weltkarte für politische Risiken vorstellte. Mit der aktuellen Weltkarte für politische Risiken präsentiert Aon in diesem Jahr auch erstmals Indizes zur weltweiten Nahrungsmittel-, Agrarprodukt- und Wasserversorgung – und teilweise brisante Erkenntnisse.

"Da die globale Erwärmung die regionalen Klimaverhältnisse und Wetterbedingungen ändert und die Nachfrage nach Biokraftstoffen in die Höhe treibt, steht die Welt nie da gewesenen Nahrungsmittel- und Wasserrisiken gegenüber", sagt Frederik Köncke, Leiter von Aon Crisis Management. In den vergangenen 20 Jahren sei die Weltbevölkerung schneller gewachsen als die Agrarproduktion. Der Anstieg der weltweiten Nahrungsmittelpreise in den Jahren 2007 und 2008 habe zu dramatischen geopolitischen Ereignissen geführt – von Hungerrevolten in Indien bis hin zu Arbeiterunruhen in Kambodscha. Der Aon-Manager sieht sich in seiner Analyse von prominenter Seite unterstützt. "Erst im vergangenen Monat warnte die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen davor, dass die weltweiten Nahrungsmittelpreise erneut rapide steigen könnten", so Köncke.

Zur Analyse der globalen Nahrungsmittel- und Wasserunsicherheit hat Aon in Zusammenarbeit mit der internationalen Beratungsfirma Oxford Analytica zwei zukunftsgerichtete Indizes entwickelt. Diese Indizes wurden auf die 30 Länder mit dem höchsten Risiko angewandt – das heißt, auf jene Länder, die mittel- und langfristig potenziell den schlimmsten Nahrungsmittelund Wasserunsicherheiten gegenüberstehen. Dabei handelt es sich durchweg um Entwicklungsländer, hauptsächlich in Afrika. Der Index der Versorgungsrisiken bei Agrarprodukten (Agricultural Commodity Supply Risk Index) bietet die Perspektive der Versorgerseite und stellt jene international gehandelten Agrarprodukte heraus, bei denen das Risiko eines Lieferengpasses – und damit einer plötzlichen weltweiten Preisspitze – am größten ist. Danach müssten viele der weltweit produktivsten Agrarregionen mit einem Rückgang der Produktivität rechnen, wenn die Temperaturen dort stiegen.

"Kakao steht mit Abstand an der Spitze des Agricultural Commodity Supply Risk Index für 2010, da sich mehr als 75 Prozent der Weltproduktion auf vier Länder konzentriert, die maßgeblich durch Lieferunterbrechungen bedroht sind", sagt Köncke. "Zu den Bedrohungen für die Kakaoversorgung gehören politische Instabilität, Naturkatastrophen und die Unsicherheit der Wasserversorgung."

Die Indizes zur Nahrungsmittel- und Wasserunsicherheit sollten laut Köncke aber nicht grundsätzlich pessimistisch interpretiert werden. "Sie sind zukunftsgerichtete Beurteilungen, die als ‚Frühwarnung‘ gedacht sind." Während der wachsende Druck durch die globale Erwärmung auf der Versorgerseite eher ein langfristiges Thema sei, gebe es dringendere Probleme. "Es gibt Länder, die bestimmte Nahrungsmittel nicht mehr ausreichend produzieren können, es sich aber in finanziell schwierigen Zeiten auch nicht leisten können, diese Nahrungsmittel zu importieren. Dies übt Druck auf das soziale Gleichgewicht eines Landes aus und kann zu geopolitischen Ereignissen führen, wie wir sie 2007/2008 beobachtet haben", sagt der Aon-Manager, der einige Länder in der Zwickmühle sieht. Denn die Aussichten auf eine echte wirtschaftliche Erholung – etwa im Verlauf des nächsten Jahres – würde die Situation sogar eher verschlechtern. Damit würde es wohl auch weltweit eine steigende Nachfrage nach Nahrungsmitteln und Wasser geben. Angesichts der derzeitigen lieferseitigen Probleme in einigen Bereichen würde dies den bestehenden Druck in einigen Ländern noch erhöhen.

AON Politische Risiken 2010Die Weltkarte für politische Risiken wird von Aon jährlich erstellt. Im Vergleich zum Vorjahr wurden neun Länder auf ein niedrigeres Risikoniveau gestuft: Albanien, Myanmar/Burma, Hongkong, Kolumbien, Südafrika, Sri Lanka, Ost-Timor, Vanuatu und Vietnam. In achtzehn Ländern haben sich die Bedingungen verschlechtert, was zu einer Herabstufung geführt hat: Algerien, Argentinien, El Salvador, Äquatorialguinea, Ghana, Honduras, Kasachstan, Lettland, Madagaskar, Mauretanien, Philippinen, Puerto Rico, Seychellen, Sudan, Vereinigte Arabische Emirate, Ukraine, Venezuela und Jemen. Der Sudan, Venezuela und der Jemen wurden der Kategorie mit sehr hohem Risiko hinzugefügt, der auch Afghanistan, die Demokratische Republik Kongo, der Iran, der Irak, Nordkorea, Somalia und Simbabwe zugeordnet sind.  


[Bildquelle: iStockPhoto]

Kommentare zu diesem Beitrag

oekoek68 /31.01.2010 23:13
@Redaktion RiskNET: Kann man die Karte irgendwo downloaden und größer sehen? Gibt es einen direkten Download-Link?
Panzerknacker /01.02.2010 07:01
Die Erkenntnis dass künftige Kriege um Wasser und Brot geführt werden ist nicht so ganz neu..... liebe Aon-Kollegen :-) "Bereits vor mehr als zehn Jahren warnte die Weltbank, dass die Kriege des nächsten Jahrhunderts nicht um Öl, sondern um Wasser geführt würden" (Vgl. Süddeutsche, 21.03.2007 zum Weltwassertag).
RiskNET Redaktion /01.02.2010 18:13
Die Policial Risk Map 2010 kann unter der folgenden URL (nach Registrierung) heruntergeladen werden: http://www.aon.com/risk-services/political-risk-map2/index.html
Armina /01.02.2010 19:22
@Panzerknacker: Richtig, das Thema ist uralt. Ich empfehle die Lektüre der Studie "Till Bastian: "Naturzerstörung: Die Quelle der zukünftigen Kriege". IPPNW-Studienreihe Band 1, Berlin 1990." Die exzellente Studie hatte ich - direkt nach Erscheinen - im Jahr 1990 gelesen. Der Inhalt ist bis heute haften geblieben!
Die Studie endete übrigens mit dem folgenden Zitat von Henry David Thoreau (US-amerikanischer Schriftsteller und Philosoph, 1817-1862):

"Es gibt Tausende, die im Prinzip gegen Krieg und Sklaverei sind und die doch praktisch nichts unternehmen, um sie zu beseitigen; die sich auf den Spuren Washingtons oder Franklins glauben und zugleich ruhig sitzen bleiben, die Hände in den Taschen, sagen, sie wüßten nicht, was zu tun sei und eben auch nichts tun; Menschen, für die die Frage der Freiheit hinter die des Freihandels zurücktritt und die nach dem Essen in aller Ruhe die Tagespreise zugleich mit den letzten Nachrichten lesen und vielleicht über dieser Lektüre einschlafen ... Sie zögern, sie bedauern, und manchmal unterschreiben sie auch Bittschriften, aber sie tun nichts ernsthaft und wirkungsvoll. Sie warten - wohlsituiert - dass andere den Übelstand abstellen, damit sie nicht mehr daran Anstoß nehmen müssen. Höchstens geben sie ihre Stimme zur Wahl, das kostet nicht viel, und der Gerechtigkeit geben sie ein schwaches Kopfnicken und die besten Wünsche mit auf den Weg, während sie an ihnen vorübergeht."

Weitere Informationen auch unter: http://www.ippnw.de/
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