Warum wir für die Digitalisierung von Morgen den Mut von Gestern brauchen

Zurück in die Zukunft


Carsten Knop (2017): Zurück in die Zukunft – Warum wir für die Digitalisierung von Morgen den Mut von Gestern brauchen, Eine Zeitreise, 183 Seiten, Frankfurter Allgemeine Buch, ISBN: 978-3-95601-222-8 Rezension

Die Welt ist vermessen, vernetzt, und dank digitaler Technologien können Menschen im hier und jetzt in Sekundenschnelle mit anderen Menschen auf allen Erdteilen kommunizieren und Informationen austauschen. Überall? Von wegen. Ein genauerer Blick in die Realität zeigt, dass Deutschland in puncto Digitalisierung erheblichen Nachholbedarf hat. Das passt so gar nicht zum Industriestandort "Made in Germany" mit Internet 4.0, dem Internet der Dinge oder dem Dauerthema der smarten Städte. Dementsprechend herrscht bei den politischen Akteuren hektische Betriebsamkeit, sprich: Es geht ans digitale Eingemachte. Die großen Parteien versprechen viel – vom Breitbandausbau über intelligente Vernetzung bis zur Aus- und Weiterbildung.

In vielen Gebieten der Republik kommt beispielsweise der Breitbandausbau nicht voran und das Arbeiten im digitalen und vernetzten Zeitalter ähnelt eher den 1990er Jahren mit piependem Modem. Das Portal "Netzpolitik.Org" titelte im vergangenen Jahr sogar: "Der deutsche Breitbandausbau, ein einziger Kabelsalat".

Ein Studie der Strategieberater des McKinsey Global Institute (MGI) kommt zu einem ähnlichen Ergebnis: Trotz seiner aktuell hervorragenden wirtschaftlichen Ausgangslage hat Deutschland bei der Digitalisierung Nachholbedarf. Das Land schöpft erst zehn Prozent seines "digitalen Potenzials" aus – also den maximal möglichen Nutzen aus der Digitalisierung in führenden Sektoren. Bei der künstlichen Intelligenz sind Deutschland und Europa gegenüber China und den USA im Hintertreffen. Dabei könnte die Produktivitätssteigerung, die sich aus der zügigen Einführung neuer Automatisierungstechnik ergibt, das jährliche Wachstum des deutschen BIP pro Kopf bis 2030 um bis zu 2,4 Prozentpunkte erhöhen, so die Ergebnisse der "Das digitale Wirtschaftswunder – Wunsch oder Wirklichkeit?".

Experten empfehlen immer wieder einen Blick über den großen Teich in die Welt des Silicon Valley. Was läuft dort anders? Was können deutsche Unternehmen davon lernen? Der Autor Carsten Knop war lange Jahre Korrespondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung in San Francisco und hat das brutale Scheitern und die Entwicklung der Vorzeigeunternehmen (Apple, Netflix, Facebook & Co) im Valley aus der Nähe verfolgt. Seine Beobachtungen hat er in ein Buch gegossen. In vielen kleinen Geschichten erzählt er die Geschichte der Gescheiterten und der Helden der digitalen Revolution. Das ist das Positive an dem Buch.

Negativ hingegen ist die chaotische Struktur des Buches. Als Leser hat man eher das Gefühl, dass der Autor viele kleine Artikel zu einem Buch zusammenkopiert hat und dabei leider den roten Faden völlig vergessen hat. Das ist schade. Auch die "Zehn Energieriegel für die Zukunft" lesen sich eher wie Allgemeinplätze (Chancen der Künstlichen Intelligenz im Blick haben, Breitbandausbau, Pilotprojekte im Bereich Industrie 4.0, Bildung und Weiterbildung etc.). Alternativ könnte man auch den Zehn-Punkte-Plan der McKinsey-Autoren mit je fünf Maßnahmen für Politik und Wirtschaft lesen (und vor allem dann auch umsetzen).

Fazit: Carsten Knop stellt wichtige und spannende Fragen (Wie "digital" wird Deutschland?; Welchen Stellenwert wird die Künstliche Intelligenz haben?; Warum ist aus der Utopie des Internets eine Dystopie geworden? …), aber er liefert mit seiner Publikation keine klaren Antworten, sondern lässt den Leser im Nebel allein oder liefert lediglich Allgemeinplätze. Das ist schade, da gerade die spannenden kleinen Geschichten im Buch eine exzellente Grundlage bieten würden für den Blick in die Zukunft.

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