Kennzahlen sind im Kern nichts anderes als verdichtete Zahlen, Zahlen im Zeitvergleich, deren Aussagekraft sich erst im Verhältnis zu anderen Zahlen ergibt. Kennzahlen haben vor allem die Aufgabe, aus der Flut der Informationen eines Unternehmens – etwa aus dem Rechnungswesen – das Wesentliche herauszufiltern. Denn Entscheidungsträger benötigen für zieloptimale Entscheidungen ein Instrumentarium, das ihnen übersichtlich und in einer konzentrierten Form entscheidungsrelevante Informationen über die wichtigsten betrieblichen Sachverhalte liefert. Man spricht von Kennzahlensystemen, wenn mehrere Kennzahlen, die in Beziehung zueinanderstehen, zusammengefasst werden.
Doch in der Praxis existieren eine Reihe von Kennzahlen-Illusionen und Irrtümern. Mit diesen Irrtümern räumt das Buch der drei Professoren Ossola-Haring, Schlageter und Schöning auf. Sie zeigen in einer praxisorientierten Form, wie Kennzahlen korrekt eingesetzt und interpretiert werden, um auch die richtigen Schlussfolgerungen für die Unternehmenssteuerung zu ziehen.
Das Buch gliedert sich in 12 Kapitel:
- Irrtum 1: Umsatz ist die wichtigste Kennzahl
- Irrtum 2: Aus der Bilanz kann man alles herauslesen, was der Unternehmer braucht
- Irrtum 3: Es reicht, wenn der Steuerberater einmal im Jahr rechnet
- Irrtum 4: Da gibt es bestimmt gute Software …
- Irrtum 5: Viel hilft viel
- Irrtum 6: Systematik killt Kreativität und Spontanität
- Irrtum 7: Vergangenheitsorientierte Kennzahlen interessieren nicht
- Irrtum 8: Mein Unternehmen ist einzigartig, Vergleichbares gibt es nicht
- Irrtum 9: Zahlen lügen nicht – weiche Kennzahlen sind Sozial-Chichi
- Irrtum 10: Für Controlling ist mein Unternehmen zu klein
- Irrtum 11: No risk, no fun
- Die 11 wichtigsten Kennzahlen
Einige Kapitel konzentrieren sich auf die Darstellung von Kennzahlen und andere Kapitel (bspw. das Kapitel "No risk, no fun") bieten lediglich eine eher allgemeine Einführung in das Thema (hier Risikomanagement), ohne konkret auf Kennzahlen einzugehen. So hätten die Autoren im Kapitel "No risk, no fun" sinnvolle Kennzahlen aufführen können (bspw. VaR, RAC, ES, RORAC, RAROC etc.). So erfährt der Leser zwar, dass man in Krisensituationen nicht "zu viel von der Politik" erwarten sollte (Seite 247). Aber er erhält keine Werkzeuge oder Kennzahlen an die Hand, um solche Krisensituationen zu antizipieren (siehe Frühwarnsysteme). Hier hätte ich mir als Leser gewünscht, dass die Autoren auf Kennzahlen eingehen, die dabei helfen, potenzielle "Überraschungen" in der Zukunft zu antizipieren. Hierfür bietet der Werkzeugkasten des Risikomanagements eine Reihe von sinnvollen Methoden und auch Kennzahlen.
Insgesamt liefert das Buch jedoch eine solide Grundlage für die Praxis zur Anpassung und Weiterentwicklung der eigenen Kennzahlensysteme. Das Buch ist ein Praxisleitfaden für Unternehmer, geschrieben in einer verständlichen Sprache und mit vielen Beispielen aus der Praxis. Daher kann das Buch vor allem Praktikern im Controlling und Finanzbereich sowie Geschäftsführern und Vorstandsmitgliedern empfohlen werden.