Wie sieht die Welt in 40 Jahren aus? Bereits vor rund 40 Jahren erschütterte ein Buch den Fortschrittsglauben der Welt: Der Bericht "Die Grenzen des Wachstums" (engl. Originaltitel: The Limits to Growth) an den Club of Rome. Die absoluten Wachstumsgrenzen der Erde werden im Laufe der nächsten hundert Jahre erreicht, wenn es der Menschheit nicht gelingt, ihren ökologischen Fußabdruck zu reduzieren, lautete seine zentrale These. Sie glich einer Revolution und machte das Buch zu einem Weltbestseller mit über 30 Millionen verkauften Exemplaren. Die Autoren des ersten Berichts Donella und Dennis L. Meadows und deren Mitarbeiter am Jay W. Forresters Institut für Systemdynamik führten als Basis ihrer Untersuchung eine Systemanalyse und Computersimulationen verschiedener Szenarien durch. Das benutzte Weltmodell diente der Untersuchung von fünf Tendenzen mit globaler Wirkung: Industrialisierung, Bevölkerungswachstum, Unterernährung, Ausbeutung von Rohstoffreserven und Zerstörung von Lebensraum. So wurden Szenarien mit unterschiedlich hoch angesetzten Rohstoffvorräten der Erde berechnet, oder eine unterschiedliche Effizienz von landwirtschaftlicher Produktion, Geburtenkontrolle oder Umweltschutz angesetzt.
"2052" lautet der Name des aktuellen Reports. Er skizziert eine Zukunft, die ganz anders sein wird als wir uns dies heute vorstellen können. Welche Nationen werden ihren Wohlstand halten oder gar vermehren – welche unter der künftigen Entwicklung leiden? Wie wird sich der Übergang zur wirtschaftlichen Vorherrschaft Chinas gestalten? Ist die Demokratie nach westlichem Vorbild geeignet, die großen Menschheitsprobleme zu lösen?
Jørgen Randers, einer der Co-Autoren des Meadows-Reports von 1972, hat ein Szenario für die nächsten 40 Jahre erstellt; er stützt sich dabei auf globale Prognosen führender Wissenschaftler, Ökonomen und Zukunftsforscher.
Die wesentlichen Thesen des aktuellen Berichts lauten:
- Die Weltbevölkerung wird kurz nach 2040 bei 8,1 Milliarden Menschen ihren Höchststand erreichen und dann zurückgehen.
- Das weltweite Bruttoinlandsprodukt (BIP) wird langsamer als erwartet steigen. Um das Jahr 2050 wird das weltweite BIP 2,2 mal größer sein als heute.
- Der Produktivitätszuwachs wird geringer ausfallen als in der Vergangenheit, weil viele Volkswirtschaften ihr Entwicklungspotenzial ausgeschöpft haben und weil soziale Verteilungskämpfe und extreme Wetterbedingungen zunehmen werden.
- Das Ausbleiben von engagierten und konsequenten Reaktionen der Menschheit in der ersten Hälfte des 21. Jahrhunderts wird die Welt in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts auf einen gefährlichen Pfad der sich selbst verstärkenden globalen Erwärmung bringen.
- Verlieren wird überraschenderweise die aktuelle globale Elite, besonders die USA. China wird einer der Gewinner sein. Alle Menschen – und besonders die Armen – leben in einer zunehmend chaotischen und klimageschädigten Welt. Jørgen Randers sieht jedoch die Chinesen im Jahr 2052 deutlich näher an der Klimarettung als die Westmächte. Grund dafür ist unter anderem die effizientere Regierung.
Trotz der überwiegend düsteren Prognosen glaubt Randers nicht an einen globalen Kollaps, denn "der Anpassungsprozess der Menschheit an die Grenzen dieses Planeten hat begonnen". Aber der Report gibt auch keine Entwarnung, denn die Zukunft wartet mit gewaltigen Herausforderungen auf, wird geprägt sein von sozialen Unruhen und zahlreichen Umbrüchen. Sie zu meistern wird unsere Jahrhundertaufgabe sein; "2052" liefert hierzu einige (über)lebensnotwendige Grundlagen.
In jedem Fall liefert Jørgen Randers mit "2052" eine unkonventionelle und transparente Darstellung der Entwicklung der Welt in den nächsten 40 Jahren. Ein inhaltsstarkes Buch, das zum Nachdenken anregt.
Autor der Rezension: Frank Romeike