Der in den vergangenen Jahren zu konstatierende Anstieg von Unternehmensinsolvenzen lenkte den Blick zunehmend auf das Kreditmanagement; insbesondere bei den nationalen Banken.
Die ökonomische Krise hinterließ deutliche Spuren in den Bilanzen der Finanzhäuser. Waren doch erhebliche Rückstellungen für zu erwartende Verluste aus dem Kreditgeschäft zu bilden.
Neben der schwierigen Konjunkturlage führt die intensivere Diskussion um Basel II, sowie der andauernde Konsultationsprozess der neuen Eigenkapitalvorschriften, zu verstärkten Anstrengungen im Rahmen des Kredit-Risiko-Management. Es geht nicht mehr um die Frage der Umsetzung von Basel II innerhalb der Banken allein, sondern auch darum, inwieweit sich das Kreditverhältnis zwischen der Bank als Kreditgeber und dem Unternehmer als Kreditnehmer verändern wird.
Auf Basis der aktuellen Änderungen von Basel II und unter Berücksichtigung der Mindestanforderungen an das Kreditgeschäft (MAK), ist es den Autoren gelungen, in einer Gesamtsicht potentielle Problemfelder thematisch und auch gut strukturiert aufzuzeigen. Beispielsweise wurden Modifizierungen im Retail-Portfolio vorgenommen. Dies dürfte vor allem für kleinere und Kleinstunternehmen von Bedeutung sein, da man vermuten könnte, dass sich mit der Reduzierung des Risikogewichts der Zins und damit auch die Zinskosten bei der Kreditvergabe verringern. Wenn die Vermutung zutrifft, werden aber dann Entlastungen an die Kreditnehmer weitergeleitet? Diese Fragen und andere in diesem Zusammenhang wichtige Aspekte werden leider nicht behandelt.
Angesichts der Bedeutung des Baseler Regelwerks wurden mittlerweile verschiedene Studien über die möglichen Auswirkungen durchgeführt. Einige Ergebnisse der aktuellen Auswirkungsstudie (QIS3) werden prägnant beschrieben. Das kleinere und mittlere Institute mit dem Schwerpunkt des am Mittelstand orientierten Kreditgeschäfts größere Vorteile durch Basel II erzielen können, ist nur eine Detail aus der Studie, die sowohl für Banken als auch für Unternehmen von Interesse ist.
Sowohl das Baseler Regelwerk als auch die MAK dienen dem Ziel der Stabilität des Finanzsektors und der verbesserten Wettbewerbsfähigkeit nationaler Geldinstitute.
Aus den Vorgaben der Mindestanforderungen lassen sich die Rahmenbedingungen für Kreditstrategie und -organisation ableiten. Ein Wirtschaftlickeitsvergleich internationaler vs. nationaler Banken zeigt die ungünstigere Ertragslage hiesiger Banken. Maßnahmen zur Verbesserung der Wettbewerbsposition wie z.B. die Neuausrichtung des Produktangebotes oder die Restrukturierung bestehender Prozesse, wie z.B. das Kreditmanagement neu zu gestalten, sind eingeleitet und eingeführt. Leider bleiben die makroökonomische Auswirkungen von Basel II auf die hiesige Wirtschaftsstruktur oder die restriktive Kreditvergabe bei den Unternehmenskrediten außen vor.
Am Beispiel der Bankaktiengesellschaft in Hamm wird dem Leser eine umgesetzte Idee in der Abwicklung von Kreditrisiken vorgestellt. Kernpunkt der Idee ist der Transfer von Problemkrediten auf eine spezielle "Bad Bank". Auch andere Aspekte des Kreditrisikomanagements werden diskutiert, beispielsweise in Form des proaktiven Management von Kreditportfolios wie die "Verbriefung", wobei zwischen dem tatsächlichen Forderungsverkauf und einer bloßen Platzierung des Risikos zu unterscheiden ist.
Praktische Beiträge zum Thema Früherkennung von Unternehmenskrisen und die Beschreibung eines Verfahren zur Risikoklassifizierung runden das Buch ab. Bei dem Thema "Früherkennung" wären noch detailliertere Informationen wünschenswert gewesen.
Wer auf Basis des Baseler Regelwerkes einen guten und aktuellen Überblick über die wesentlichen Entwicklungen im Kreditmanagement erfahren möchte, dem sei dieses Buch wärmstens empfohlen.
Rezension von Christoph Tigges