Leichter als Papier, schneller als PayPal, günstiger als Visa, seltener als Gold und so sicher wie Fort Knox

Das Geld von morgen


Rezension

Selten hat sich das Gefühl derart verfestigt, dass die Welt im Wandel ist. Mit Blick auf die Finanzwirtschaft hat ein fundamentaler Umbruch bereits vor einigen Jahren eingesetzt, aber die langanhaltende Niedrigzinsphase, die rasant fortschreitende Digitalisierung und der nachhaltige Transformationsprozess haben die Veränderungsdynamik und den Handlungsdruck nochmals erhöht. Die Geschäftsmodelle der Institute werden derzeit auf eine harte Probe gestellt. Besonders disruptive Kräfte verortet der Autor dieses Buchs, als früherer CEO von Fidor Solutions und der GIZS GmbH in der Branche bestens bekannt, bei digitalen Assets und der zugrundeliegenden Technologie, der Blockchain. Letztere erachtet er als die womöglich bahnbrechendste Erfindung seit der Druckerpresse vor 500 Jahren. Nach Ansicht Schwabs werden der Bitcoin, die Blockchain-Technologie und die daraus entstehenden Unternehmen die Welt in den nächsten Jahren radikaler verändern als Amazon, Google, Facebook, Netflix und Co. zusammen. Kryptowährungen werden bald so alltäglich sein, wie es das Smartphone geworden ist. Das ist sicherlich eine steile These angesichts des aktuellen Entwicklungsstands und der regulatorischen Vorbehalte, die gleichwohl nicht unüberwindbar scheinen.

Unstrittig ist, dass die Blockchain – oder besser die zugrundeliegende Distributed Ledger Technology (DLT) – erhebliche Chancen bietet, die Kosten im Zahlungsverkehr signifikant zu senken, Prozesse zu optimieren und zusätzliche Mehrwerte zu generieren. Mehr Transparenz, Sicherheit, schnellere Abwicklung – das sind einige der Versprechen. Um jedoch die Potenziale zu nutzen, muss auch die geldseitige Abwicklung der Transaktionen in die neuen Prozesse integriert werden. Erst dann können Leistungs- und Geldflüsse vollständig synchronisiert, determiniert und automatisiert stattfinden. Der konventionelle Zahlungsverkehr stößt als Bezahlszenario der Zukunft sicherlich an seine Grenzen, für Krypto-Token, die technisch in der Lage wären, Zahlungen für eine Vielzahl DLT-basierter Anwendungsfälle abzuwickeln, scheint die Zeit indes noch nicht reif. Zumindest nach Auffassung der Bundesbank mangelt es ihnen an Wertstabilität, an Interoperabilität und an Rechtssicherheit. Daher werden sie in der Praxis kaum für Zahlungsverkehrszwecke eingesetzt. Aufgrund ihrer konzeptionellen Eigenheiten scheinen sie für den Zahlungsverkehr ungeeignet.

Auch bei Stable Coins und tokenisiertem Geschäftsbankengeld sehen die Regulatoren einen Berg von Problemen, obschon Lösungsansätze intensiv diskutiert werden. So müsste tokenisiertes Geschäftsbankengeld auf einem gemeinsamen Standard basieren, der die Akzeptanz innerhalb des Währungsraums gewährleistet. Diese technische Interoperabilität ist wohl leichter zu gewährleisten als die Einigung auf ein einheitliches Abwicklungsmodell, jedenfalls wäre die Koordinierungsarbeit innerhalb der Branche erheblich. Derzeit richtet sich das Augenmerk vor allem auf digitales Zentralbankgeld (Central Bank Digital Currency, CBDC), das von der Zentralbank herausgegeben und wäre daher ausfallsicher und wertstabil wäre.

Der Autor verfolgt hingegen eine andere Vision und sieht den Beginn einer Revolution des Geldes, das in Zukunft Open Source und komplett dezentral sein wird. Das neue, auf DLT basierende Web 3.0 werde das Alteingesessene ablösen und bisher schwer erhältliche Güter, Produkte und Dienstleistungen erschwinglicher und einer breiteren Masse zugänglich machen. Es werde jedem Menschen auf der Welt Finanzdienstleistungen und stabile Währungen bereitstellen sowie allen den Zugang zu globalen Märkten eröffnen (S. 8). Gleichwohl sieht Schwab in dieser digitalen Revolution nicht die drohende Abschaffung der Banken, indes einen fundamentalen Wandel der Geschäftsmodelle (S. 39). Die auf der Blockchain-Technologie basierende Zukunft ist schon da, nur wissen es die meisten noch nicht (S. 60).

Das Buch ist äußerst interessant und leserlich geschrieben, mit zahlreichen Exkurs-Erklärungen versehen und praktischen Beispielen angereichert. Die Lektüre kann nicht nur großen Visionären uneingeschränkt empfohlen werden.

 

Autor:

Dr. Stefan Hirschmann

Mitglied der Geschäftsleitung bei der VÖB-Service GmbH, Bonn

 

[ Bildquelle Titelbild: Frank Schwab ]

Details zur Publikation

Autor: Frank Schwab
Auflage: 1. Auflage
Seitenanzahl: 191
Verlag: Eigenverlag
Erscheinungsort: Breslau
Erscheinungsdatum: 2021

RiskNET Rating:

sehr gut Praxisbezug
sehr gut Inhalt
sehr gut Verständlichkeit

sehr gut Gesamtbewertung

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