Das vorliegende Buch basiert auf einer Diplomarbeit, geschrieben am Wittener Institut für Familienunternehmen an der Priv. Universität Witten/Herdecke. Es geht der Frage nach, ob und wenn ja, in welcher Form die Familie dem Familienunternehmen zum Risiko werden kann und welche Reaktionsmöglichkeiten es hierauf für das Unternehmen geben kann.
Im ersten Teil der Arbeit wird dabei herausgearbeitet, dass man sich immer dann, wenn man es mit Risiko zu tun hat, die Unsicherheit der gegenwärtigen Zukunft eingesteht und daher, insbesondere im Rahmen von Organisationen und Unternehmen, diese Ungewissheit zum Anlass nimmt, um sie durch Entscheidungen in Risiko zu transformieren. In diesem Sinne ist Risikomanagement zu verstehen als ein immer währender Versuch, auf das eigene Überleben hin bedrohliches Unheil frühzeitig zu befürchten, angemessen zu beschreiben und nach Möglichkeit den eigenen Bestrebungen entsprechend zu bearbeiten, was einem fortwährenden Spiel mit einer und gegen eine unsichere Zukunft zum Schutz der eigenen Normalität entspricht. Als Kernelemente eines solchen Risikomanagements in Unternehmen wurden hierzu (1.) ein höchst verantwortlich agierendes Führungssystem, (2.) die Institutionalisierung des Risikomanagements durch hierzu eingerichtete Stellen oder Funktionen sowie (3.) die Verstetigung durch formal eingeführte Risikomanagement-Routinen identifiziert.
Im zweiten Teil wird eine kurz gehaltenen Einführung in den Themenbereich »Familienunternehmen« gegeben und anhand von sechs Fallbeispielen ermittelt, ob familiäre Eigenarten und Dynamiken dem Familienunternehmen überhaupt gefährlich werden können. Zu den Fallbeispielen zählen: (1.) Der Verkaufswille eines passiven Gesellschafters; (2.) Der plötzliche Tod eines Gesellschafters; (3.) Die komatöse Erkrankung eines geschäftsführenden Gesellschafters; (4.) Der Stämmekonflikt über Ausschüttungen und das Nutzen betrieblicher Ressourcen; (5.) der Unsterblichkeitswahn eines alternden Patriarchen (6.) Der ungeeignete Nachfolger.
Nachdem sich spätestens durch die Beispiele die Ausgangsvermutung, die Unternehmerfamilie könne dem Familienunternehmen ein systematisches Risiko sein, bestätigen, wird im dritten Teil der Arbeit untersucht, ob und wie ein Familienunternehmen mit den Risiken, die sich ihm durch die angeschlossene Familie ergeben, umgehen kann. Neben (1.) einem risikobewussten Umgang im Rahmen der Unternehmensführung und (2.) einer die Risikobearbeitung im Unternehmen legitimiert beobachtenden Institution wie beispielsweise dem Beirat wird (3.) ein Prozess beschrieben, mit dem – eine regelmäßige Durchführung vorausgesetzt – unterschiedliche Risikofelder in der familiären Sphäre des Familienunternehmens wie beispielsweise (1.) Nachfolge; (2.) unberechenbare, persönliche Entscheidungen; (3.) Corporate Governance; (4.) persönliche Lebensrisiken; (5.) durchschlagende Familienkonflikte; (6.) vertragliche Regelungsvakanzen; (7.) finanziell abhängige Gesellschafter; (8.) unkoordinierte Erbfolge-Strategien und (9.) die nachwachsende, junge Generation als Risiko identifiziert und den entdeckten Risiken entsprechend gegengesteuert werden kann.
Rezension von Frank Romeike