Ertragsorientiertes Liquiditätsrisikomanagement


Rezension

Welch überragende Bedeutung dem Management von Liquidität und Liquiditätsrisiken zukommt, mussten viele Banken gerade in den vergangenen Wochen auf höchst schmerzliche Art und Weise erfahren. Die aktuellen Verwerfungen auf den internationalen Finanzmärkten machen deutlich, dass eine Bonitätskrise (oder sogar nur die Furcht vor einer Bonitätskrise) unweigerlich zu einer Liquiditätskrise führt: „Liquidität“ ist schließlich das Lebenselexier einer jeden Bank und damit der wichtigste Schmierstoff des Weltfinanzsystems insgesamt.

Dementsprechend umfangreich waren auch schon immer die regulatorischen Vorgaben zur Sicherstellung einer ausreichenden Liquidität von Finanzinstituten. Daneben entdecken gerade in Zeiten sinkender Zinsspannen viele Banken das Liquiditätsmanagement als Handlungsfeld, in dem sie durch eine ertragsorientierte Liquiditätsrisikosteuerung zusätzliche Erträge erwirtschaften können. Diesen unterschiedlichen Aspekten des Themas wird das von Stefan Zeranski herausgegebene Werk in hervorragender Weise gerecht.

Das Buch gliedert sich in vier Hauptkapitel. Den Auftakt bildet eine Darstellung der aktuellen bankaufsichtlichen Rahmenbedingungen mit den Themenschwerpunkten „Liquiditätsverordnung“ und „MaRisk“ . Das zweite Kapitel widmet sich den Grundlagen und Entwicklungsstufen im bankbetrieblichen Liquiditätsrisikomanagement. Im dritten (und mit Abstand umfangreichsten Abschnitt) wird dann die Messung und Steuerung des Liquiditätsrisikos in Banken thematisiert. Zum einen enthält dieser Abschnitt fundiert beschriebene, aber dennoch pragmatische und daher unmittelbar anwendbare Ansätze zur kurz-, mittel- und langfristig orientierten Liquiditätsrisikosteuerung. Zum anderen werden in der Folge auch die Mechanismen des Funding und Liquiditätsausgleichs im Genossenschafts- und Sparkassenverbund dargestellt – ein Aspekt, der nicht nur für Leser der genannten Sektoren erhellend sein dürfte, sondern gewiss auch „Privatbankern“ manch interessanten Einblick vermitteln wird. Abgeschlossen wird das dritte Kapitel dann mit einigen Hinweisen zum Controlling und Reporting des Liquiditätsrisikos in Banken. Im letzten Hauptteil befasst sich das Buch dann noch mit Fragen der Revision des Liquiditätsrisikomanagements in Banken. Hier werden insbesondere die wesentlichen Prüfungsbereiche und -prozesse beschrieben. Den Abschluss des Werkes bildet ein mit 65 Seiten sehr umfangreicher Anhang. Dieser enthält zum einen verschiedene Checklisten und Hinweise zur Umsetzung und Überprüfung des Liquiditätsrisikomanagements in Banken sowie zum anderen eine Sammlung der wesentlichen bankaufsichtlichen Quellen in diesem Bereich. Insofern wird das vorliegende Buch auch als Arbeitshilfe und Nachschlagewerk gute Dienste leisten.

Im Gegensatz zu manch anderem Gemeinschaftswerk ist es dem Herausgeber beim vorliegenden Buch auch in ausgezeichneter Weise gelungen, die Beiträge der immerhin elf Autoren aufeinander abzustimmen. Somit finden sich praktisch weder Überschneidungen zwischen den Beiträgen, noch bleiben wesentliche Fragen offen. Sehr positiv ist außerdem zu vermerken, dass sich am Ende jedes wichtigen Abschnitts eine Zusammenfassung der jeweils wichtigsten Aussagen für die Bankpraxis findet, wodurch der Nutzwert des Werkes gerade für den Praktiker weiter erhöht wird.  Als abschließender Kritikpunkt an dem Buch bleibt allerdings die drucktechnische Gestaltung festzuhalten. Der eng gedrängte Satzspiegel trübt das Lesevergnügen, manche Abbildungen und Teile des Anhangs kommen der Grenze der Unleserlichkeit bedrohlich nahe.

Insgesamt kann das vorliegende Werk dem Bankpraktiker jedoch ohne jede Einschränkung empfohlen werden. Neben der Vermittlung eines fundierten Überblicks der aktuellen regulatorischen Rahmenbedingungen und Anforderungen kann es ohne jeden Zweifel einen maßgeblichen Beitrag leisten, um fortschrittliche Ansätze des Liquiditätsrisikomanagements stärker in der Bankpraxis zu verankern und die hiermit verbundenen Ertragspotenziale auszuschöpfen.

Rezension von Dr. Roland F. Erben


Details zur Publikation

Autor: Zeranski, S. (Hrsg.)
Seitenanzahl: 471
Verlag: Finanz Colloquium Heidelberg
Erscheinungsort: Heidelberg
Erscheinungsdatum: 2007

RiskNET Rating:

Praxisbezug
Inhalt
Verständlichkeit

sehr gut Gesamtbewertung

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