Wie die Herausgeber des "Handbuch Kapitalmarktorientierte Unternehmensbewertung" bereits in der Einleitung darlegen, stellt die Bewertung von Unternehmen und Beteiligungen in der betriebswirtschaftlichen Literatur und in der Praxis ein äußerst kontrovers und intensiv diskutiertes Problemgebiet dar. Die Unternehmensbewertung zählt zu den komplexesten Aufgaben der Betriebswirtschaftslehre, da eine Vielzahl von wertbestimmenden Einflussfaktoren möglichst genau im Bewertungskalkül berücksichtigt werden muss. Diese Faktoren sind in den betrieblichen Ressourcenausstattungen und in Prozessen, aber auch den Umweltbedingungen und in der Regel in dem Teil des Entscheidungsfeldes des Bewertenden verankert, das außerhalb des Bewertungsobjektes liegt.
Erschwerend kommt hinzu, dass es sich überwiegend um zukünftige und damit unsichere Daten handelt, die der Bewertende (allenfalls) nur zum Teil direkt beeinflussen und gestalten kann. Wer kann beispielsweise heute bereits antizipieren, welchen Einfluss Digitalisierung oder "Artificial Intelligence" auf etablierte und (heute noch) erfolgreiche Geschäftsmodelle haben werden.
Doch eine methodisch fundierte und abgesicherte Bewertung muss grundsätzlich all diese Faktoren in ihrer Gesamtheit berücksichtigen und zu einer Wertgröße verdichten, wobei in der praktischen Umsetzung regelmäßig Komplexitätsreduktionen notwendig sein dürften, so die Autoren weiter.
Ein gutes Fundament für das notwendige Fachwissen für die Bewertungspraxis vermittelt das "Handbuch Kapitalmarktorientierte Unternehmensbewertung" auf 544 Seiten. Das Herausgeberwerk ist inhaltlich breit aufgestellt und stellt sowohl Grundlagen als auch Methoden und Branchentrends vor und richtet sich konsequent an Praktiker.
Praktiker sehen sich heute einer Vielfalt kapitalmarktorientierter Bewertungsfragen gegenüber, die sich beispielsweise im Zusammenhang mit Unternehmensübernahmen, der Entwicklung und Umsetzung von Konzepten einer wertorientierten Unternehmenssteuerung oder (banken-) regulatorischen Anforderungen ergeben. Das Handbuch greift die unterschiedlichen Facetten kapitalmarktorientierter Unternehmensberatung auf und widmet sich den einzelnen Themenbereichen jeweils mit mehreren aktuellen Beiträgen.
Anknüpfend an die unterschiedlichen Verfahren einer kapitalmarktorientierten Bewertung behandelt der erste der insgesamt fünf Teile des Buches zunächst spezielle methodische Probleme wie beispielsweise die Erfassung politischer Länderrisiken. Teil II geht speziell im Hinblick auf kapitalmarktferne Gesellschaften kleiner und mittlerer Größe der Frage nach, ob und inwieweit kapitalmarktorientierte Verfahren sinnvoll eingesetzt werden können. In den Teilen III und IV wenden sich die Autoren "jüngeren" Bewertungsanlässen zu. In diesem Kontext werden Themen wie "Ratingmodelle im Zusammenhang mit der Bankenregulierung" und "Bewertungen von Managementbeteiligungen in Private-Equity-Transaktionen" aufgegriffen.
Im abschließenden Teil dreht sich dann alles um branchenbezogene Spezialfälle wie die Bewertung von BioTech-Unternehmen, der chemischen Industrie oder bei Infrastrukturinvestitionen.
Ein klare Empfehlung für den Praktiker: Das Handbuch bietet eine praxisorientierte Sammlung von Beiträgen, die die aktuellen kapitalmarktorientierten Bewertungsthemen wiederspiegeln sowie aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten.