So können die höheren Anforderungen sachgerecht und nutzbringend erfüllt werden

Modernes Liquiditätsmanagement in Kreditinstituten


Rezension

Die Hauptgründe der Finanzkrise sind hauptsächlich auf die folgenden drei Gründe zurückzuführen: 1. US-amerikanische Geschäftsbanken vergaben zu umfangreich und billig Kredite für die Baufinanzierung mit dem Ergebnis, dass die Tilgung der Darlehen zu erheblichen Teilen von den Schuldnern nicht mehr bedient werden konnten; 2. der Interbankenmarkt war durch gegenseitiges Misstrauen erheblich gestört, so dass sich herausstellte, dass die Verflechtungen und der Handel der Banken untereinander insbesondere mit dem Instrumentarium bei den Verbriefungen sich als erhebliches Liquiditätsrisiko erwies; 3. Investmentbanken und Ratingagenturen haben jegliche Sorgfaltspflicht guter Geschäftsführung missachtet und Eigeninteressen der seriösen Verantwortung vorgezogen. Die Ergebnisse sind bekannt.

Da entgegen den Erwartungen die Selbstregulierung der Finanzmärkte nicht vorhanden war, musste der Gesetzgeber handeln. Im Gegenteil, es hat sich gezeigt, dass selbst Banken nicht in der Lage waren, über mehrere Tage Liquidität vorzuhalten. So überrascht die Feststellung der Herausgeber nicht, dass das Liquiditätsrisikomanagement der Kreditinstitute als fahrlässig zu bezeichnen ist (Seite 9).

An diesem Punkt setzen die neuen Baseler Anforderungen an. Intention des neuen Regelwerkes ist es, die bisher als unzureichend herausgestellten Regelungen zu ändern und zu optimieren. Künftig sind Banken angehalten, ausreichend Mittelzuflüsse vorzuhalten, um einen 30-tägigen Liquiditätsengpass am Markt zu überstehen. Gegenstand der in diesem Buch erörterten Regeln, auch als 4. MaRisk-Novelle (Stand April 2012) bezeichnet, umfassen primär zwei sich wechselseitig ergänzende Kennzahlen. Zum einen die Liquidity Coverage Ratio (LCR) und zum anderen die Net Stable Funding Ratio (NSFR). Standardisierte Berichte von den Banken an die Aufsichtsbehörden zwecks Überwachung, ergänzen die Vorschriften.

Die LCR zielt auf die Sicherstellung kurzfristiger Refinanzierungslücken von 30 Tagen ab. Bestandsgrößen liquider hochqualifizierter Assets werden mit Stromgrößen (Netto Cash Outflows 30 Tage-Horizont) in Beziehung gesetzt.

Im Gegensatz zur LCR ist der NSFR auf eine längerfristige Zeitperiode von einem Jahr ausgelegt. Die Autoren beleuchten die neuen und sich ergänzenden Kennzahlen von verschiedenen Blickwinkeln aus. Erstmalig, so die Auffassung der Autoren, gelten auf internationaler Ebene verbindliche quantitative Mindeststandards für das Liquiditätsrisikomanagement. Der Gesetzgeber will so die Banken dazu anhalten, einen ausreichenden Liquiditätspuffer zu schaffen und das Geschäftsmodell auf ein stabileres Fundament ausrichten. Allerdings hat der Gesetzgeber den Banken genügend Zeit für die Implementierung dieses Gesetzeswerkes eingeräumt. Erst im Jahr 2015 ist die LCR und sogar erst im Jahr 2018 die NSFR einzuführen. Warum eine Implementierungsfrist von bis zu sechs Jahren eingeräumt wird, ist nicht nachvollziehbar. Zudem ist noch nicht final entschieden, ob US-amerikanische und auch britische Geschäftsbanken das neue Regelwerk übernehmen. Bisher standen vor allem amerikanische Banken dem bisherigen Regelwerk von Basel II reserviert bis ablehnend gegenüber. Eine Folge des neuen Regelwerkes kann sein, dass Einlagen von Privatkunden und Kleinunternehmen wieder künftig für die Banken günstiger sind als eine kurzfristige Refinanzierung am Kapitalmarkt.

Die Autoren erläutern sachgerecht die erweiterten Gesetzesanforderungen an das interne Liquiditätsmanagement. Externe Aspekte wie beispielsweise Änderungen bei dem Einlagensicherungsfonds etc. sind nicht Gegenstand der Erörterungen. Auch wenn es nicht so dediziert formuliert ist, der Leser erfährt, warum die Politik gefordert war, um einen Zusammenbruch des Interbankenmarktes zu vereiteln. Wer sich kundig mit diesem Thema auseinandersetzen möchte, dem sei das vorliegende Buch empfohlen.

Autor der Rezension: Christoph Tigges


Details zur Publikation

Autor: Stephan Schöning, Thomas Ramke (Hrsg.)
Seitenanzahl: 448
Verlag: Bank Verlag
Erscheinungsort: Köln
Erscheinungsdatum: 2012

RiskNET Rating:

Praxisbezug
Inhalt
Verständlichkeit

sehr gut Gesamtbewertung

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