Risikomanagement für Investmentfonds und Hedge Funds – Status quo vadis?


Rezension

In den vergangenen Jahren hat die Bedeutung eines professionellen Risikomanagements für Kapitalanlagegesellschaften und insbesondere Hedge Funds zunehmend an Bedeutung gewonnen. Die Besonderheit des Risikomanagements einer Kapitalanlagegesellschaft liegt darin, dass es neben der Sicherung der Stabilität des eigenen Unternehmens vor allem auch auf die Wahrung der Anlegerinteressen und den Anlegerschutz ausgerichtet sein muss („Client risk is our risk“). Das Risikomanagement von Hedge Funds wurde bislang kaum systematisch betrachtet. Dies überrascht, da Hedge Funds ein nicht unerhebliches Destabilisierungspotenzial, insbesondere durch den Einsatz von Leverage und derivativer Finanzinstrumente aufweisen. Das Herausgeberwerk von Andreas Oehler basiert auf dem fünften Workshop Risikomanagement an der Universität Bamberg. Im ersten Teil widmet sich das Buch in insgesamt sieben Einzelbeiträgen dem Thema „Investmentfonds und Immobilienfonds“, der zweite Teil konzentriert sich mit vier Beiträgen auf das Risikomanagement von Hedge Funds.

Die einzelnen Beiträge konzentrieren sich u. a. auf  das Risikomanagement als integrativer Bestandteil des Fondsmanagements, auf das Management von operationellen Risiken, das Risikocontrolling bei offenen Immobilienfonds, dem Economic Capital Use Test, dem Risikomanagement bei Hedge Funds sowie der VaR-Schätzung von Hedge Funds.

Ingesamt gibt der Sammelband einen bunten Überblick über die verschiedenen Instrumente und Methoden des Risikomanagements von Investmentfonds und Hedge Funds aus unterschiedlichen Perspektiven (Wissenschaft, Praxis, Regulator). Schade ist, dass einige Begrifflichkeiten unscharf bzw. falsch definiert werden. So wird auf Seite 24 beispielsweise der Value at Risk (VaR) als „maximal erwarteter Verlust“ definiert. Der VaR gibt aber gerade nicht den maximalen Verlust eines Portfolios an, sondern den Verlust, der mit einer vorgegebene Wahrscheinlichkeit (Konfidenzintervall, Konfidenzniveau) nicht überschritten wird, durchaus aber überschritten werden kann! Insbesondere ist bei einem exakten VaR-Modell beispielsweise bei einem Konfidenzniveau von 99 Prozent gerade an 1 von 100 Tagen ein größerer Verlust als der durch den VaR prognostizierte Verlust "erwünscht", da nur dann der VaR ein guter Schätzer ist; andernfalls überschätzt der VaR das Risiko, wenn in weniger als 1 von 100 Fällen der tatsächliche Verlust größer ist als der durch den VaR prognostizierte Verlust, bzw. unterschätzt der VaR das Risiko, wenn in mehr als 1 von 100 Fällen der tatsächliche Verlust größer ist als der durch den VaR prognostizierte Verlust (siehe auch RiskNET Glossar unter VaR). Auf Seite 295 erfolgt dann im Sammelband eine korrekte Definition des VaR: Der Value at Risk ist der Verlust, der mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit (1- α) nicht überschritten wird.

Fazit: Ein durchaus lesenswertes Buch mit einigen wenigen methodischen Ungenauigkeiten.

Rezension von Frank Romeike


Details zur Publikation

Autor: Andreas Oehler (Hrsg)
Seitenanzahl: 332
Verlag: Bank Verlag / Springer Verlag
Erscheinungsort: Wien
Erscheinungsdatum: 2007

RiskNET Rating:

Praxisbezug
Inhalt
Verständlichkeit

sehr gut Gesamtbewertung

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