Bis in die Mitte der 70er Jahre herrschte ganz im Sinne der klassischen Ökonomie des 19. Jahrhunderts die Auffassung vor, dass Marktbereinigung insolventer Unternehmen ganz im Sinne der Marktwirtschaft ist. Auf einen kurzen Nenner gebracht: Liquidieren statt Sanieren.
Die praktischen Erfahrungen in Deutschland zeigten, dass der volkswirtschaftliche Schaden einer Liquidation größer ausfiel als die einer Sanierung. Änderungen an der Konkursordnung wurden immer wieder vorgenommen. Aber mit nur geringem Erfolg. Schließlich löste am 1. Januar 1999 die Insolvenzordnung die 120 jährige Konkursordnung ab. Vorrangiges Ziel des Gesetzgebers war es, sowohl den Schuldnern als auch den Gläubigern in einem vorgegebenen Rechtsrahmen Mittel und Instrumente an die Hand zu geben, um der Sanierung Vorfahrt zu ermöglichen. Mit dem Inkrafttreten des Gesetzes zur Erleichterung der Sanierung von Unternehmen (ESUG) am 1. März 2012 hatte die Entwicklung ihren vorläufigen Schlusspunkt erreicht.
Mit ihren Kreditlinien waren Banken schon immer wichtige Hauptakteure bei der Sanierung und Insolvenz von Unternehmen. Insofern überrascht es nicht, dass der Autor den Blickwinkel der Banken in den Vordergrund stellt. Die gesamte Bandbreite des Insolvenzverlaufes, von der Risikoerkennung bis zur Sanierung nach dem Insolvenzantrag, steht im Mittelpunkt der Untersuchung.
Die Komplexität des Themas ist thematisch in folgende vier Abschnitte unterteilt:
- Stakeholder-Modell und Agency Theorie;
- Sanierung aus Bankensicht;
- Insolvenz aus Bankensicht;
- Erfolgsfaktoren der Sanierung und Insolvenz.
Anhand vieler praktischer Beispiele und Fallstudien erfährt der Leser nicht nur die Optionen einer aktiven Begleitung im Rahmen der Sanierung, sondern auch deren Grenzen.
Vor allem die zwei Schwerpunktthemen Sanierung und Insolvenz aus Bankensicht sind in viele zahlreiche und sinnvolle Teilschritte untergliedert. Für den Leser dürfte vor allem von Interesse sein, welche empirischen Ergebnisse aus Sicht der Kreditinstitute bei der Sanierung und Insolvenz vorliegen. Haben Banken ihre Organisationsstrukturen angepasst und modernisiert? Was sind aus Bankensicht die maßgeblichen Parameter und Prozesse, die zu einem positiven Turnaround von Unternehmen führen können? Welche Optionen bei der Umsetzung von Sanierungsmaßnahmen sind gegeben und was ist zu beachten?
Aus der Fülle an Informationen werden im letzten Abschnitt die theoretischen, die praktischen und die empirischen Empfehlungen zur Sanierung und Insolvenz aus Bankensicht zusammenfassend vorgestellt.
Dass das Interesse an diesem Thema weiterhin bedeutsam ist, zeigt die vierte Auflage des vorliegenden Bandes. Wirtschaftliche und rechtliche Aspekte sowie theoretische Inhalte werden mit Beispielen und Fallstudien unterlegt. In diesem Zusammenhang wurde die vierte Auflage laut dem Autor "an die neuere Rechtsprechung angepasst".
Das Buch wendet sich sowohl an Praktiker von Unternehmen und Banken aber kann auch für die Lehre an Universitäten verwendet werden.
Wer ein verständliches Buch zum Thema Sanierung, Restrukturierung oder Insolvenz aus Bankensicht sucht, ist mit diesem Band gut bedient.