Die Anforderungen von Solvency II in strukturierten Übersichten

Solvency II visuell


Rezension

Mit Solvency II ist seit dem 1. Januar 2016 ein neues, in seinen Rahmenbedingungen komplett verändertes, quantitatives sowie qualitatives Aufsichtsregime, das das Geschäftsmodell sowie das Risikomanagement der Versicherungswirtschaft nachhaltig beeinflusst, in Kraft getreten. Veränderte Aufbau- und Ablauforganisationen müssen Risiko- und Wertorientierung in den Geschäftsprozessen abbilden und verlangen somit einen risikoorientierten und integrativen Steuerungsansatz in den Versicherungsunternehmen. Unter Solvency II müssen Versicherer über so viel Kapital verfügen, dass sie selbst Negativereignisse verkraften können, die, statistisch betrachtet, nur einmal in 200 Jahren auftreten – beispielsweise Großschäden durch Naturkatastrophen oder extreme Verwerfungen an Aktien- und Anleihemärkten.

Die verschiedensten Krisen der letzten Jahre, bedingt durch vermehrte Naturkatastrophen (Hurrikan Katrina in den USA, Erdbeben/Tsunami in Japan, Überschwemmungen in Europa etc.), turbulente Kapitalmarktentwicklungen (Finanzkrise 2007/08 sowie Schulden- und Eurokrise) oder die erhöhte Terrorgefahr (terroristische Anschläge in New York, London, Madrid etc.), haben die neuen und gestiegenen Gefahren aufgezeigt, denen Erst- und Rückversicherungsunternehmen ausgesetzt sind. Der Wunsch nach einer angemessenen Bewertung und Eigenkapitalhinterlegung aufgrund der eingegangenen Risiken wurde immer größer. Im Zusammenhang mit den neuen innerhalb der EU einheitlichen Solvabilitätsvorschriften (Solvency II) werden die Versicherungsunternehmen dazu angehalten, neben quantitativen (steht jederzeit ein ausreichendes Solvenzkapital zur Verfügung?) auch qualitative Aspekte (besteht ein adäquates Risikomanagementsystem im Unternehmen?) in ihrer Unternehmenssteuerung umzusetzen.

Unter Solvabilität wird allgemein die Eigenmittelausstattung eines Versicherungsunternehmens verstanden. Die International Association of Insurance Supervisors (IAIS), die internationale Vereinigung der Versicherungsaufsichtsbehörden, spricht von Solvabilität, wenn ein Versicherungsunternehmen in der Lage ist, die sich aus den Versicherungsverträgen ergebenden Verpflichtungen jederzeit zu erfüllen. Die Wahrung der Solvabilität wird als eine selbstverständliche Pflicht der Unternehmensführung angesehen.

Da die Stabilisierung des Finanzdienstleistungssektors sowohl ein Ziel von Basel II als auch von Solvency II ist, lag es nahe, die Ansätze, die bei den neuen Baseler Eigenkapitalrichtlinien (Basel II) verwendet wurden,  auch bei der Solvenzaufsicht für Versicherungsunternehmen zu verwenden, soweit diese auf die Versicherungswirtschaft übertragbar sind.

Mit dem Buch "Solvency II visuell" geben die Autoren und Herausgeber dem Praktiker in der Versicherungswirtschaft ein Buch an die Hand, das einen schnellen und einfachen Zugang zu den relevanten Bereichen und Fragestellungen ermöglicht. Hierbei folgen die Autoren und Herausgeber der Metapher "Ein Bild sagt mehr als tausend Worte", wonach der Mehrwert von Bildern gegenüber ausschließlichem Text hervorgehoben wird. Großformatige Abbildungen (die zum Teil dann doch recht viel Text enthalten) erleichtern den Einstieg in die überaus komplexe Solvency-II-Welt.

Die Struktur des Buches folgt dem Drei-Säulen-Ansatz von Solvency II: Die erste Säule befasst sich insbesondere mit der quantitativen Seite des Risikomanagements, also vor allem der Messung der Risiken. Die zweite Säule beinhaltet mit Anforderungen an die Aufbau- und Ablauforganisation, die qualitativen Bestandteile eines Risikomanagements (bspw. Fit & Proper, vier Schlüsselfunktionen sowie ORSA). Die dritte Säule definiert und konkretisiert die Anforderungen an die Berichterstattung.

Das Buch ist in fünf Kapitel gegliedert. Nach einem einführenden ersten Kapitel folgen die Detailbeschreibungen zu den drei Säulen in den Kapiteln 2 bis 4. Abschließend stellt das fünfte Kapitel die Besonderheiten für Versicherungsgruppen sowie steuerungsrelevante Aspekte vor. Außerdem liefert das abschließende Kapitel einen Ausblick über mögliche Ansatzpunkte zur Weiterentwicklung von Solvency II.

Die kompakte und stark visualisierte Einführung in die komplexe Regulierungswelt von Solvency II kann allen Lesern empfohlen werden, die sich nicht erst durch lange Texte durcharbeiten möchten, sondern einen schnellen Einstieg suchen.

Kurzum: Das überaus komplexe und umfangreiche Thema Solvency II wird anschaulich und konzentriert auf das Wesentliche dargestellt!


[ Bildquelle Titelbild: Schäffer Poeschel Verlag ]

Details zur Publikation

Autor: Roland Oppermann/Stefan Ostermeier (Hrsg.)
Seitenanzahl: 307
Verlag: Schäffer Poeschel Verlag
Erscheinungsort: Stuttgart
Erscheinungsdatum: 2018

RiskNET Rating:

sehr gut Praxisbezug
sehr gut Inhalt
sehr gut Verständlichkeit

sehr gut Gesamtbewertung

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