Eine stetig anwachsende Flut sich wechselseitig verstärkender Krisen droht unsere Gesellschaften und politischen Systeme zu überrollen. Der Munich Security Report 2022 beschäftigt sich mit dem daraus erwachsenden Gefühl "kollektiver Hilflosigkeit" und regt die Debatte darüber an, wie wir den empfundenen Kontrollverlust überwinden können.
2021 gab wenig Anlass für geopolitischen Optimismus. Zahlreiche Krisen haben ein Gefühl des Kontrollverlustes befördert: von der nie zu enden scheinenden Coronaviruspandemie, über die immer deutlicher spürbaren Folgen des Klimawandels und die offensichtlicher zu Tage tretenden Verwundbarkeiten, die aus Interdependenz erwachsen, bis hin zu zunehmenden Spannungen zwischen Großmächten.
Wie Zahlen aus dem Munich Security Index 2022 belegen, ist die Risikobesorgnis in den befragten Gesellschaften der G7- und BRICS-Staaten seit der letzten Befragungsrunde im Februar und März 2021 klar gestiegen. Im Angesicht aktueller und sich bereits abzeichnender Bedrohungen ist zudem vielerorts ein Gefühl von Hilflosigkeit greifbar. Liberale Demokratien fühlen sich von der Vielzahl an Krisen besonders überwältigt. Vor diesem Hintergrund argumentiert der neue Munich Security Report (MSR), dass nicht nur Individuen unter "erlernter Hilflosigkeit" leiden können – einem Konzept aus der Psychologie, das den Eindruck beschreibt, man könne die eigene Lebenssituation nicht zum Positiven verändern. Auch Gesellschaften können zu dem Schluss kommen, dass sie die Kontrolle über Herausforderungen, vor denen sie stehen, schlicht verloren haben. Dieser Glaube, warnt der Report, kann zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung werden und die internationale Gemeinschaft davon abhalten, ihre dringendsten Herausforderungen in Angriff zu nehmen – bis es zu spät ist.
Die 2022-Ausgabe des Munich Security Report beschäftigt sich mit Sicherheitsherausforderungen in Afghanistan, der Sahelzone, dem Horn von Afrika und Osteuropa, sowie mit den Risiken, die aus Abhängigkeiten in den Lieferketten kritischer Technologien sowie aus grassierender Ungleichheit erwachsen. Die Herausforderungen, so zeigt er, sind zahlreich – gleiches gilt aber auch für die Instrumente und Ressourcen, die zur Verfügung stehen, um die vielen Krisen zu bewältigen. Es liegt nun an den transatlantischen EntscheidungsträgerInnen, den Optimismus wiederzubeleben, der den Beginn der Präsidentschaft Joe Bidens prägte. Wenn es ihnen gelingt, das Gefühl der Hilflosigkeit abzulegen, können sie die Krisenwelle brechen.
Der Bericht enthält eine Reihe exklusiver und zuvor unveröffentlichter Daten. Für den MSR 2022 hat die MSC wieder mit zahlreichen Organisationen zusammengearbeitet, darunter The Armed Conflict Location & Event Data Project (ACLED), das Center for International Peace Operations (ZIF), das Institute for European Environmental Policy (IEEP), das Mercator Institute for China Studies (MERICS), and das Stockholm International Peace Research Institute (SIPRI).
Der Munich Security Report liefert Risikomanagern – und allen interessierten Bürgern – einen kompakten und fundierten Überblick über die komplexe Landkarte der geopolitischen Risiken und Krisen.