Märchenbuch zu den verrücktesten Steuerabgaben

Von Steuereyntreibern und andern Blutsaugern


Rezension

Schon seit der Antike waren die Regierenden und der Staat kreativ, benötigte Staatseinnahmen von den Bürgern, auch erforderlichenfalls unter Gewaltanwendung, einzutreiben. Mit dem vorliegenden Band nehmen uns die Autoren auf eine spannende und informative Reise der Steuergeschichte mit. Skurrile Geschichten über Steuern und Abgaben, von der Antike bis zur Gegenwart. Eingekleidet in dreiundzwanzig fantasievolle und märchenhaft erzählte Geschichten. Die historischen Hintergründe und Fakten runden eine jede Geschichte und das Thema ab.

Die Griechen übernahmen das Alphabet der Phönizier und entwickelten die Sprache weiter. Mit Worten entstanden aber nicht nur Geschichten und Märchen. Mindestens genauso alt sind Steuern und Abgaben. Und so wie die Erzählungen zeigen, hat es nie an Fantasie für die Begründung zur Erhebung einer Steuer gemangelt.

Bereits die Römer führten unter Kaiser Augustus eine Volkszählung durch, damit sich ein jeder in eine Steuerliste im jeweiligen Heimatort einzutragen hat. Aus diesem Grund brachte Maria ihren Sohn in einem Stall in Bethlehem zur Welt, statt in ihrem Heimatort.

Das Geld nicht stinkt, ist allgemein bekannt. Aber woher stammt diese aus der Antike stammenden Weisheit und was ist deren Ursprung? Es sind einzelne Gegenstände wie die Amphore und die sogenannte "Latrinensteuer" die Ausgangspunkt einer Geschichte sind. Diese römische Errungenschaft wurde wiederentdeckt im achtzehnten Jahrhundert, wo das Berufsbild des "Abtrittanbieters" entstand.

Aber auch in Zeiten von Prinzen und Prinzessinnen war der Kreativität bei der Steuererhebung keine Grenzen gesetzt. Schließlich mussten ja auch die Hochzeiten finanziert werden. Und was war im Zeitalter des Mittelalter, wo Europa ein Flickenteppich war, naheliegender, als das Steuersystem weiter zu verfeinern. Was heute "Maut" heißt, war früher der Wege und Brückenzoll. Reiter mussten mehr bezahlen als Fußgänger. Ein beladener Wagen kostet mehr Zoll als ein leerer Wagen. Und Steuern nicht zu bezahlen, war kein Kavaliersdelikt, sondern mit drakonischen Strafen verbunden. Natürlich waren die Herrschenden meistens ausgenommen. So hatten französische Monarchen im Mittelalter die Gewohnheit, wichtige inländische Gläubiger hinzurichten, um ihre Schulden nicht zurückzahlen zu müssen. Schon zur damaligen Zeit gab es die Begabung, negative Umstände schön zu umschreiben. Anstelle von Hinrichtung wurde von "Aderlass" gesprochen. Anders die Situation für den Schuldner. Dieser wurde einfach in einen Turm eingesperrt und auf halber Höhe auf einem Balken festgesetzt. Er musste die Zeit so lange dort verbringen, bis die Schulden durch die Familie oder einem Freund bezahlt wurden.

Steuerpolitik ist jedoch nicht isoliert von der allgemeinen gesellschaftlichen und ökonomischen Bedingung aus zu betrachten. Steuerpolitik ist immer auch ein Resultat von Machtpolitik und den Interessengegensätzen der politisch handelnden Akteure gewesen. Neue Ideen führten zu Machtverschiebungen. So bekam die Feudalwirtschaft durch Industrieproduktion und Handwerk Konkurrenz. Um den Aufstieg und Modernisierung Russlands im 18. Jahrhundert zu beschleunigen, führte Zar Peter I für die "Seelen männlichen Geschlechts" nicht nur die Kopfsteuer, sondern auch die Bartsteuer ein. Steuergegenstand ist das Tragen eines Bartes. Nur die Geistlichen waren von dieser Steuer befreit. 

Die Geschichte der Steuern und Abgaben zeigt, nicht selten sorgte die Oberschicht dafür, dass sie wenig Steuern zahlten und sich gut darin verstand, die Steuerlast auf die Allgemeinheit abzuwälzen. "Der Adel zahlt mit Blut, der Klerus mit Gebet und das Volk mit Abgaben" ist nur ein geflügelter Satz der verdeutlicht, wer Zahler und wer Nehmer war. Nicht selten war die Steuer das Vehikel für Revolutionen oder politische Umstürze. Ursächlich waren sie für die Revolution jedoch nicht.

Die Autoren haben ein lesenswertes und liebevoll illustriertes Buch über die Steuergeschichte und deren Kuriositäten vorgelegt. Nur ungern habe ich es wieder aus der Hand gelegt. Einige dargestellte Ereignisse erscheinen zeitlich weit entfernt zu sein, und sind doch vor dem Hintergrund des aktuellen Wirtschaftsgeschehen, hoch aktuell.     


Details zur Publikation

Autor: Ralf Sikorski/Vanessa Sikorski
Seitenanzahl: 224
Verlag: NWB Verlag
Erscheinungsort: Herne
Erscheinungsdatum: 2014

RiskNET Rating:

sehr gut Praxisbezug
sehr gut Inhalt
sehr gut Verständlichkeit

sehr gut Gesamtbewertung

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