Wie Euro, Gold und Yuan um das Erbe des Dollar kämpfen

Weltkrieg der Währungen


Rezension

Der Dollar erinnert in diesem Jahrzehnt an den Film "Stirb langsam". Er ist, ebenso wie John McClane (der von Bruce Willis verkörperte Kinoheld), ein echter Überlebenskünstler. Selbst in aussichtsloser Lage, nach lauter Tiefschlägen, rappelt er sich auf und zeigt allen, was eine Harke ist. Voller Überraschungen und Wendungen wie ein Hollywood-Streifen stellt sich auch die Geschichte des Dollar in den vergangenen Jahren dar: 2008 schien der Greenback auf eine schiefe Ebene geraten, allenthalben ertönte bald lauter, bald leiser der Ruf, ihn als Leitwährung abzulösen. Eine Alternative zum US-basierten Währungssystem muss her, das war fast Konsens unter den Regierungen der Welt. Die Dollar-Ordnung schien vor dem sicheren Kollaps.

Niemand zerbrach sich so sehr den Kopf darüber wie China, der größte Halter von Devisenreserven. Würde es seinen Berg von Dollar-Papieren nicht rechtzeitig abbauen, könnte es sich unversehens als Besitzer einer gigantischen monetären Sondermüll-Deponie wiederfinden, so Daniel D. Eckert, Autor und Redakteur im Wirtschaftsressort der Tageszeitung Welt. Der Fall des Hauses Lehman im Herbst 2008 schien die letzte Phase der Dollar-Dämmerung einzuläuten. Zwar folgte der größten Bankpleite der Wall-Street-Historie zunächst eine Stärkung der US-Währung, ausgelöst durch die Flucht des Geldes in den sicheren Anlage-Hafen Amerika. Doch schon kurz darauf schien das Bröckeln des Dollar-Systems weiterzugehen. Das war nur konsequent, schließlich hatte die Krise von den USA ihren Ausgang genommen.

Es kam anders. Alle Schwanengesänge auf die Weltwährung erwiesen sich als verfrüht. Und das hat zum Großteil mit dem Wackeln der zweiten wichtigen Devise auf dem Planeten zu tun, mit dem Euro. Die strauchelnde Gemeinschaftswährung trieb viele Anleger wieder zurück in den Greenback. Dessen 35 Billionen Dollar schwerer Anleihen-Markt, der größte der Welt, fungierte und fungiert wie ein Schutzbunker für jede Art von Geld auf der Flucht.

Der Dollar lebt, ja er scheint unverwundbar. Heute ist das amerikanische Geld kaum weniger als vor zehn, vor 20 oder vor 50 Jahren die "indispensable currency", die unverzichtbare Währung. Das ist der Zustand der Welt im Jahr 2012. Doch während der Dollar kurzfristig unersetzlich zu sein scheint, hat sich an der Diagnose seines Gesundheitszustands nichts geändert: Er ist eine schwer kranke Währung, vergiftet durch Myriaden von privaten und staatlichen Schulden, die nie zurückgezahlt werden können – zumindest nie in hartem Geld. Die Prognose für den Dollar sieht düster aus, und damit auch die Prognose für das monetäre Weltsystem.

Die Erfolgsgeschichte des Dollar ist bis heute ungebrochen. Doch die annähernd 56 Billionen Schulden von Regierung, Unternehmen und Haushalten lassen keinen Zweifel daran aufkommen, dass diese Währung von innen zerfällt. Zusammen mit Amerikas negativer Handelsbilanz, seiner prekären Abhängigkeit von ausländischen Geldgebern und dem seit Jahrzehnten schwindenden ökonomischen Gewicht des Landes macht das alles den Dollar zu einem brüchigen Fundament, so Daniel D. Eckert.

Das Fazit des Buches: Als Währungsanker hat der Dollar keine Zukunft. Das 21. Jahrhundert wird anders als das 20. Jahrhundert keine Ära des Greenback. Einhundert Jahre nach seinem Aufgang als Zentralgestirn der Devisenwelt steht die Dollar-Dämmerung bevor. Sowenig sich der Zeitpunkt vorhersagen lässt, das Ende kann schnell kommen. Noch 1914 war das Pfund Sterling als Leitwährung unangefochten, danach reichten elf Jahre und es war aus dem Zentrum verstoßen. Steht dem Dollar eine ähnliche Katastrophe bevor, wird er schon Mitte des nächsten Jahrzehnts degradiert sein.

Doch unterschätzen wir nicht die Fähigkeit der USA, den Dollar mit neuem Leben zu füllen? Schließlich zieht die Supermacht einen großen Vorteil aus ihrer Superwährung, einen Wohlstandsgewinn, den der Ökonom Barry Eichengreen, ein weltweit anerkannter Experte für Devisen-Systeme, auf fast eine halbe Billion im Jahr beziffert hat. In der Geschichte hat sich Amerika als beeindruckend anpassungsfähig erwiesen. Der Niedergang des Dollar ist untrennbar verbunden mit dem Aufstieg seiner Rivalen. Zerstören jedoch können ihn nur die USA selbst. Doch eine Währung in schweren Zeiten stabil zu halten, erfordert Opfer. Die Frage ist daher: Inwieweit sind die Amerikaner bereit für ihre Währung Härten zu ertragen? Nach Ansicht des Autors findet sich der Schlüssel zur Beantwortung dieser Frage in der Geschichte.

Fazit: Das Buch liefert eine kompakte und leicht lesbare Einführung in die Welt der Währungen.

Autor der Rezension: Frank Romeike


Details zur Publikation

Autor: Daniel D. Eckert
Auflage: 5. Auflage
Seitenanzahl: 352
Verlag: FinanzBuch Verlag
Erscheinungsort: München
Erscheinungsdatum: 2012

RiskNET Rating:

Praxisbezug
Inhalt
Verständlichkeit

sehr gut Gesamtbewertung

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